Wie im Beitrag von Sonntag erwähnt, möchte ich über meine Erfahrung mit Diabetes auf der 50km-Etappe quer über den Jura separat berichten. Ich denke, dass hilft anderen die Möglichkeiten zu Sport mit Diabetes zu sehen, resp. wie viel Aufwand man für seine Gesundheit hineinstecken muss.
Vormittag
In den Tag bin ich kurz vor sieben Uhr mit 11.5mmol/l (ca. 207mg/dl) gestartet. Korrektur Insulin 2 Einheiten. Das Frühstück gab es auf der Zugfahrt. Mengenmässig habe ich mit den 10 Einheiten Insulin (= IE) etwa 2/3 bis die Hälfte von den Kohlenhydraten (= KH) abgedeckt.
Beim Start um 09:00 Uhr in Olten habe ich die Insulinpumpe auf 50% Basalratenabgabe programmiert. Eine Stunde später auf 5% runter reduziert und zusätzlich einen Getreideriegel mit 13g KH zu mir genommen. Um 11:00 Uhr auf der ersten Hügelkette, resp. auch dem höchsten Punkt der Tour habe ich 5.3mmol/l (ca. 95mg/dl) gemessen. In der kurzen Pause gabs wiederum einen 13g kohlenhydrathaltigen Getreideriegel.
Im technisch schwersten Stück der Etappe musste ich in der sturzbedingten Pause mich ablenken. Was eignet sich besser als ein von Honig triefender Getreideriegel mit 19g KH.
Nachmittag
Nach vier Stunden Bewegung bin ich in die Mittagspause mit 5.0mmol/l (ca. 90mg/dl). Das Mittagessen mit Nudeln als Beilage habe ich mit nur 4 IE abgedeckt. Doch bereits 30 Minuten nach der Insulinabgabe musste ich weitere 16g KH zu mir nehmen. Weitere 15 Minuten später musste ich 40g KH in Form eines Energieriegel runterschlingen. Denn die gemessen 4.8mmol/l (ca. 86mg/dl) gaben meinem Leistungseinbruch recht. Rasante Talfahrt des Blutzuckers beim Anstieg auf den Gempen.
Auf der Höhe aber noch einige Kilometer vor der Talfahrt habe ich dann um 15:45 Uhr 6.6mmol/l (ca. 119mg/dl) gemessen.
Unscharf sehen auf einem Singletrail während der Talfahrt ist kein Spass, eher sogar selbstmörderisch. Und anscheinend mein Anzeichen einer Hypo. Kurzer Stopp um 16:30 Uhr: 3.7mmol/l (ca. 67mg/dl) und gleich 20g Traubenzucker eingeworfen.
Um 17:00 Uhr war ich wieder zu Hause und habe die Insulinpumpe auf 100% Basalratenabgabe eingestellt.
Abend/Nacht
Eine Stunde nach Tour beendigung habe ich Zuhause 4.2mmol/l (ca. 76mg/dl) gemessen. Das Abendessen mit 135g KH habe ich mit nur der Hälfte an notwendigem Insulin, sprich 10 IE, abgedeckt. Um 21:00 Uhr bin ich mit 5.6mmol/l (ca. 101mg/dl) in die wohlverdiente Nachtruhe.
Auf 01:00 Uhr habe ich mir drei Wecker gestellt um auch sicherlich wach zu werden und meinen Blutzucker zu messen: 8.6mmol/l (ca. 155mg/dl).
Fazit des Aktivitätentages
- Ich muss auf längeren Touren (>2h) unbedingt mehr mit kohlenhydrathaltigeren Energieriegel arbeiten.
- Vormittags ging ja alles gut. Bisher hatte ich aber keine Erfahrung mit Mittagspausen auf solchen Touren. Meiner Meinung nach ging die schief. Den so viele, kurz aufeinander folgende Kohlenhydrataufnahmen sind mühsam. Oder ich hätte ganz auf das Insulin für das Mittagessen verzichten müssen.
- Die Basalratenreduzierung klappte hervorragend.
- Massiver Leistungseinbruch bergauf deutet auf niedrigen Blutzucker hin.
- Unscharfes Sehen ist ein Hypo-Warnsignal.
- Ich werde mir wieder einmal eine solche Tour antun!
1 Tag danach
Der Morgen begann eher etwas hoch. Um 06:00 Uhr mit 14.9mmol/l (ca. 268mg/dl), 50g KH und passgenau 10 Einheiten Insulin.
Um 09:00 Uhr bereits Hypogefühle und 3.3mmol/l (ca. 59mg/dl) gemessen. 20g Traubenzucker haben da raus geholfen. 90 Minuten Später mussten 55g KH in Form eines 7UP Grapefruit-Getränks herhalten um mir aus der Patsche zu helfen.
Doch das brachte keine Besserung. 20 Minuten später halfen 90g KH in Form von:
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Blutzucker-Kampfansage! nach dem 3. Hypo zwischen 8 und 11 Uhr sollte der Zuckerschub jetzt hoffentlich reichen.#fbp #tw
Vor der Mittagspause vorsorglich mit vier Einheiten korrigiert, das Mittagessen mit 2/3 der Insulinmenge, nämlich 7 Einheiten, abgedeckt und um 14:30 Uhr den Wert laut kontinuirlicher Blutzuckermessung von 18mmol/l (ca. mg/dl) mit 2/3 der normalnötigen Menge korrigiert.
Doch bereits um 18:00 Uhr hatte ich wieder 3.7mmol/l (ca. 67mg/dl) auf dem Blutzuckermessgerät stehen. Schnell 10g Traubenzucker eingeworfen und nach etwas mehr als einer Stunde einen Wert von 5.3mmol/l (ca. 95mg/dl) für tief aber vertretbar empfunden.
Fazit vom Tag danach
- Wahnsinn wie empfindlich der Körper einen Tag nach dem Ausdauersport, resp. auch noch Tage danach auf Insulin reagiert.