Vergangenen Dezember hatte ich mich an das First Certificate in English, kurz FCE gewagt. Da ich im grossen und ganzen keine Erfahrung mit Diabetes – vor allem mit Insulinpumpe – an Prüfungen hatte war das eine zusätzliche Herausforderung. Schliesslich wollte ich nicht zu hoch oder zu tief sein um vom Prüfungsthema abgelenkt zu sein.
Darum mal hier wie ich das ganze gehandhabt habe. Die mündlich Prüfung am Freitagnachmittag war von kurzer Dauer (15 Minuten) doch die Nervosität dafür dauerte locker zehnmal so lang
Gestartet habe ich sehr tief. 4.9mmol/l (ca. 88mg/dl) und fallend bevor ich am Mittag nach Hause ging. Darum habe ich einfach die Pumpe für 30 Minuten auf 10% Basalratenabgabe gestellt um dann zu Hause auch Mittagessen zu können. Für das Mittagessen habe ich einen um drei Einheiten reduzierten Bolus gespritzt. Um 15:45 Uhr war die mündliche Prüfung. Dank CGM weiss ich einfach, dass der Wert nicht zu niedrig war, so um die 10mmol/l (ca. 180mg/dl). Nach der Prüfung habe ich dann auf dem CGM den ansteigenden Blutzuckerverlauf gesehen. Irgendwie war die Erleichterung, dass die mündliche Prüfung vorbei war der Startschuss, dass der Blutzucker nach oben schiessen darf. Erst um 17:45 Uhr, vor dem Abendessen hat sich der Blutzucker wieder, zwar hoch, aber stabil gezeigt und ich habe wieder gemessen: 14.8mmol/l (ca. 267mg/dl). Irgendwie keine Glanzleistung.
Am Samstagmorgen dann der grosse Tag mit den schriftlichen Teilen. Leseverständnis, Texte schreiben, Englisch anwenden und Hörverständnis. Um 06:00 Uhr aufgestanden, nach einer unruhigen Nacht. Dementsprechend auch nicht überrascht mit 10.9mmol/l (ca. 196mg/dl). Zum Frühstück gab es 50g Kohlenhydrat in Form von Cornflakes. Ich habe kein Korrekturinsulin gespritzt. Nur gerade die Menge welche ich für die Kohlenhydrate in den Cornflakes benötigte. Einfach um nicht während der Prüfung in ein Hypo zu fallen.
Um 08:00 Uhr hat die FCE-Prüfung gestartet. Nach dem ersten abgeschlossenen Teil habe ich um 09:17 Uhr einen Blutzucker von 7.4mmol/l (ca. 133mg/dl). Damit mein Blutzucker nicht schneller fällt habe ich für 30 Minuten die Basalrate auf 50% gesetzt.
In der zweiten Pause um 10:53 Uhr habe ich nur noch 5.5mmol/l (ca. 99mg/dl) gemessen und gleich die Basalrate für 30 Minuten auf 10% hinunter gesetzt.
Um 11:58 Uhr in der dritten Pause hat die Blutzuckermessung 6.9mmol/l (ca. 124mg/dl) ergeben. Für die letzte Stunde habe ich gedacht reicht das locker und ich muss nichts mehr tun.
Zum Schluss um 13:00 Uhr hatte ich 7.5mmol/l (ca. 135mg/dl). Danach gibt es keine verwertbaren Werte mehr. Denn die Freude darüber, das Prüfung hinter mir liegt, Bier und ein üppiges Mittag-Abendessen verzerren alles. Aber egal.
Eindrücklich wie Kopfarbeit Energie braucht und somit den Blutzucker auch fallen lässt. Aber Vorbereitung ist alles. Einerseits habe ich mir den Plan zurecht gelegt, nur Wasser an der Prüfung zu trinken und ohne Nahrungsmittelaufnahme mich durchzukämpfen. Anderseits habe ich mir noch vor Beginn der Prüfung ausgehandelt, dass meine Diabetesutensilien wie Blutzuckermessgerät, Insulinpumpe und Traubenzucker jederzeit griffbereit sein müssen und auch angewendet werden dürfen. Nach eingehender Kontrolle der Geräte und Taschen auf Spickzettel und so wurde mir das hochoffiziell von den beiden Prüfern genehmigt. Gebraucht habe ich es während den Stunden aber trotzdem nie. Zum Glück!
Diabetestagebuch sei dank, kann ich auch nach über zwei Monaten noch genau nachvollziehen was ich und mein Blutzucker gemacht haben um die Prüfung zu bestehen